Archiv der Kategorie: Leben

Gibt es Unterschiede in der Liebe? Knirpse philosophieren zu Tiefschürfendem

Gelegentlich fällt einem ein Comicband in die Hände, wo man sich fragt, wo dieser wohl all die Jahre gesteckt hat? So ging es mir mit Pico Bogue, einer Comicserie eines Jungen, seiner Familie und seinen Freunden, die von Zärtlichkeit und Witz geprägt ist, und die neunmalklugen Protagonisten in Kontrast zur Welt der Erwachsenen stellt.

Dass der Stil vom Zeichner Alexandris Dormal dem von Sempé ähnelt, der u.a. mit den Illustrationen zum Der kleine Nick bekannt ist, erleichtert die Sache. In Kombination mit den gefühlvollen und heiteren Geschichten der Szenaristin Dominique Roques ergibt sich eine sehr süßes Gesamtwerk.

Schon die erste kurze Geschichte (siehe Abbildung) zeigt das anschaulich. Pico philosophiert bei einem Stück Kuchen mit seiner kleinen Schwester, ob sich die Liebe gleicht. Ist die Liebe zu einem Mädchen vergleichbar mit der zu einem Stückchen Kuchen? Seine Schwester meint, dass es so sei, und lenkt ihren Bruder ab. Als Pico sich wieder umdreht, sieht man ihr Mäulchen mit Kuchen beschmiert, und auf seinem Teller gähnt die Leere, wo vorher derselbe Kuchen war. Mit weisen Worten schließt sie die Diskussion zur Liebe ab:

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Trotz allem – Die Geschichte einer Liebe

Zuerst dachte ich, irrtümlich den zweiten Band dieses Comics aus der Hand des spanischen Comiczeichners Jordi Lafebre gekauft zu haben, denn die Nummerierung begann bei Kapitel 20. Sehr rasch stellte sich heraus, dass die Geschichte von Malgré Tout chronologisch von hinten erzählt wird.

Die Geschichte der Protagonisten Ana, einer sechzigjährigen Bürgermeisterin einer Kleinstadt, und Zeno, einem ebenso alten Buchhändler, beginnt mit einem Spaziergang im Regen, den die beiden Arm in Arm unternehmen. Im Verlauf der Erzählung stellt sich heraus, dass Ana verheiratet ist und einen Sohn hat, während Zeno erst vor kurzem zum Buchhändler geworden war und den Großteil seines Lebens fern von seiner Heimatstadt auf dem Meer verbracht hatte.

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#15 Aprajita Jain – Indische Weihnacht und die Liebe zu Bollywoodfilmen

Aprajita Jain ist Chief Brand Marketing Evangelist at Google und lebt in der San Francisco Bay Area. Ihre Eltern stammen aus Indien und zogen Mitte der 1970er Jahre nach Deutschland, wo sie in Idar-Oberstein aufwuchs und dort den Kindergarten und die Schule besuchte. nach einem BWL Studium an der Universität des Saarlandes trat sie 2004 eine Stelle bei Google an.

In diesem Gespräch erzählt uns Aprajita, wie es dazu kam, dass ihre Eltern nach Deutschland zogen, warum sie in Los Angeles geboren wurde, und wie sie ihre Kindheit als eine der wenigen indischen Familien in einer deutschen Kleinstadt erlebte. Wir sprechen auch über ihre Liebe zu Bollywoodfilmen, was Third Culture Kids sind, wie sie zwischen den Kulturen wechseln kann und dabei mit Hindi, Deutsch, Englisch und Französisch durch die Welt kommt und damit immer wieder für Überraschungen sorgt. Und auch, warum sie immer einmal Weihnachten in einer deutschen Familie mitfeiern wollte.

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#14 Dr. Wolfgang Petritsch – Wie man als Diktator eine Demokratie einrichtet

Wolfgang Petritsch ist Diplomat, Politiker und Schriftsteller. Aufgewachsen in Glainach, im slowenischsprachigen Teil von Kärnten, als Sohn von Wirtsleuten, lernte er schon von klein auf zwei Sprachen und Kulturen kennen. Er studierte in Wien Geschichte, Germanistik und Politwissenschaft und war von 1977 bis 1983 Sekretär und Pressesprecher des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Er wurde 1997 zum österreichischen Botschafter in Belgrad ernannt, und diente von 1998 und 1999 als EU-Sonderbeauftragter für das Kosovo, wo er den Wiederaufbau des vom jugoslawischen Bürgerkrieg versehrte Land übersah. Er ist auch Präsident der Marshallplan Foundation, die u.a. den Austausch von StudentInnen, ProfessorInnen und ForscherInnen zwischen den USA und Österreich fördert.

Viel mehr Details zu seinem umfangreichen Wirken und Schaffen finden sich auf seiner Website.

In diesem Gespräch schildert Wolfgang seinen Werdegang, die Besonderheiten einer Kindheit im  slowenischsprachigen Teil Kärntens, und seine Arbeit mit dem legendären österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky. In seiner Rolle als EU-Sonderbeauftragter für das Kosovo erzählt Wolfgang, welche Herkulesaufgabe auf ihn zugekommen war, in einer Rolle, die ihm absolute Autorität gab und die ihn zwang, einen gewählten Premierminister und 120 Politiker zu entlassen. Zum Abschluss gehen wir auch auf die Chancen und Risiken neuer Technologien ein, nicht zuletzt weil er in seinem Buch Epochenwechsel bereits 2018 eine Einrichtung einer Internationalen Agentur für Künstliche Intelligenz, ähnlich der Internationalen Atomenergie Behörde (IAEA), forderte.

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#13 Simone Harre – Ist in China das Glück ein Vogerl?

Simone Harre ist Schriftstellerin und Glücksforscherin. Aufgewachsen in Freiburg studierte sie Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kunstgeschichte in Erlangen und Köln. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt sie sich mit Glück, forscht danach und interviewt dazu Menschen in Deutschland und China.

In diesem Gespräch gehen wir auf ihren Werdegang ein, sowie die Erlebnisse in China in den Interviews mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Wir plaudern über den technologischen Fortschritt in China, den Mao-Doppelgänger, die Einstellung der Chinesen zu Wohltätigkeit und die ganze Dynamik des Landes, allerdings doch mit der Erkenntnis der Interviewten, dass sie sich immer mehr Fragen zu Glück und dem Sinn stellen. Simone erzählt auch von der deutschen Stadt Qingdao, sowie was Glück ist und wie Deutsche und Chinesen dieses sehen und zu erreichen versuchen.

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#11 Francis Kremer – Wenn ein Deutscher durch China radelt

Francis Kremer 福兰 ist Deutscher, der seit einigen Jahren in China lebt und in seinem China Flexpat-Podcast Deutsche über deren Leben in interviewt. Er arbeitet bei einem Maschinenbauunternehmen, das als Zulieferer für die starke chinesische Elektroautoindustrie dient.

In diesem Gespräch gehen wir auf das Leben in China und das Arbeitsleben im Reich der Mitte für einen  deutschen Ex-Patriat ein. Auch, was es heißt durch China zu radeln und wie man mit chinesischen Schwiegermüttern umgeht.

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Zur Schokoladenmama in der zweiten Karriere

In der Schweiz könnte ich nicht leben, und das hat nichts mit der wunderbaren Landschaft oder den netten Menschen zu tun. Der Grund liegt in etwas viel Banalerem: Schokolade. Das Land hat die Kunst der Schokolade auf ein Niveau gebracht, das es mir schwer machen würde, mich in Disziplin zu üben. Ich würde einfach viel zu viel von dem süßen Zeugs in mich hineinfuttern und wohl glücklich, aber doch zu früh das Zeitliche segnen.

Schokoladenmousse

Während ich – vergeblich – versuche von Schokolade Abstand zu halten, hat die Französin Catherine Bréard genau das Gegenteil gemacht. Sie stürzte sich voll in das Schokoladebusiness. Als junge Ehefrau und Mutter bereitete sie mit einer Leidenschaft, die sie von ihrer eigenen Mama und Omama geerbt hatte, für ihren Sohn Alix Schokoladenmousse zu wann immer sie konnte. Er nannte sie dafür seine ‚Schokoladenmama‘. Doch wie so oft kommt das Leben dazwischen und ihr Beruf am Arbeitsamt ließ ihr keine Zeit für Frivolitäten wie Schokoladenmousse. Bis ihr Sohn, mittlerweile erwachsen und aus beruflichen Gründen nach Japan gezogen, seine Mama um folgendes bat: „Versprich mir, dass du eines Tages deine Leidenschaft ausleben wirst.“

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Kann man durchs Leben gehen, ohne jemals die Gefühle anderer zu verletzen?

Der Filmklassiker Ronin von 1998 hatte diesen großartigen Moment, in dem Robert de Niro auf die Frage “Schon mal jemanden getötet?” ohne mit der Wimper zu zucken mit “Ich habe mal die Gefühle von jemanden verletzt!” beantwortete (m deutschen Filmtrailer ist das unpräzise und meiner Meinung nach weniger lustig mit “Höchstens mal ein Herz gebrochen” übersetzt).

Auch wenn wir keine Killer sind – zumindest die meisten von uns – stellte sich mir die Frage, ob wir durchs Leben gehen können, ohne jemals die Gefühle anderer zu verletzten? Und was sind denn überhaupt Gefühle?

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Geburtstagskuchen mit Spucke essen

Erinnern wir uns noch daran, dass wir noch vor wenigen Wochen einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Stück vom Geburtstagskuchen essen, über den vorher das Geburtstagskind die Kerzen ausgeblasen hat? Und jetzt rinnt uns dabei die Gänsehaut runter, wenn wir uns das nur vorstellen müssen.

Knapp zwei Monate haben die Kalibrierung, wovor wir Sorgen haben müssten, einfach auf den Kopf gestellt. Als Kind in den 1970er Jahren fand ich es völlig normal, in unserem Auto – ein VW Kombi – hinten drin auf der Ladefläche nur auf einer Luftmatratze sitzend mitzufahren und bei jeder Bremsung und bei jedem Anfahren damit hin und her zu rutschen. Sicherheitsgurte oder Nackenstützen im Auto waren abwesend, genau wie Sicherheitssitze für Kinder.

Noch vor wenigen Jahren schien uns nichts dabei, dass wir Zigarettenraucher neben uns im Restaurant oder Kaffeehaus sitzen hatten. Wir verschwendeten keinen Gedanken daran. Und wer griff nicht einfach so nach einer zum Gruß ausgestreckten Hand?

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Die Kunst des Lebens selbst

Hand aufs Herz: Wem von euch war bewusst, wie sehr unser Tag fremdbestimmt und fremdstrukturiert war? Wie sehr Besprechungen und Termine als Ausrede galten, selber nicht über deren Notwendigkeit und die eigenen Wünsche nachzudenken?

Für manche führt, wie bei der Corona-Virus-Krise, der abrupte Stopp aller üblichen Tätigkeiten zu einer Sinnkrise. Die ersten Tage versucht man noch krampfhaft, die alten Routinen und Tagesstruktur aufrechtzuerhalten, indem man Besprechungen nun per Videokonferenz abhält, doch schon nach wenigen Tagen merkt man, dass das nicht so funktioniert. Shopping gehen als Ablenkung, Kinder zur Schule bringen und abholen, der Kaffeehausbesuch und das Workout im Fitnesscenter zählten dazu, und man ersparte sich das Denken. Nicht mehr.

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