Der Filmklassiker Ronin von 1998 hatte diesen großartigen Moment, in dem Robert de Niro auf die Frage “Schon mal jemanden getötet?” ohne mit der Wimper zu zucken mit “Ich habe mal die Gefühle von jemanden verletzt!” beantwortete (m deutschen Filmtrailer ist das unpräzise und meiner Meinung nach weniger lustig mit “Höchstens mal ein Herz gebrochen” übersetzt).
Auch wenn wir keine Killer sind – zumindest die meisten von uns – stellte sich mir die Frage, ob wir durchs Leben gehen können, ohne jemals die Gefühle anderer zu verletzten? Und was sind denn überhaupt Gefühle?
Gefühle entstehen einerseits durch einen anhaltenden Prozess, den wir ‚Interozeption‘ nennen. Das ist das was das Gehirn aus den Sinneserfahrungen der inneren Organe und Gewebe, den Hormonen und dem Immunsystem macht. Andererseits aus den Sinneserfahrungen, die aus der Welt um uns herum einströmen. Alles zusammen sind die Bestandteile von Gefühlen, die uns gut oder schlecht, ruhig oder unruhig, oder neutral fühlen lassen. Emotionen sind dann der externe Ausdruck dieser inneren Gefühle.
Wir sehen also, wir können zwar unsere Gefühle beeinflussen – weil wir sie selbst schaffen – weniger bewusst aber die Gefühle anderer. Natürlich versuchen wir aktiv die Gefühle anderer zu manipulieren, indem wir zu jemanden freundlich, neutral oder aggressiv sind. Wir beeinflussen die Gefühle unserer Mitmenschen aber auch, ohne uns dessen bewusst zu sein.
Das beginnt schon bei unserer Geburt. Ohne dass wir viel von der Welt verstehen oder mitbekommen, sind wir Quelle einer ganzen Bandbreite von Gefühlen bei unseren Eltern, Großeltern, Geschwistern und Verwandten. Wenn sich eine Person in uns verliebt, und wir davon völlig ahnungslos davon sind, und wir diese Gefühle nicht replizieren, haben wir möglicherweise jemandes Gefühle verletzt. Oder wenn wir ohne unser Zutun und ohne unsere Schuld in eine bestimmte soziale Schicht oder mit einer bestimmten Hautfarbe geboren sind, dann können wir – ohne dass wir das verstehen oder mitbekommen – Neid oder Hass bei anderen auslösen.
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Weil eben Gefühle von den Menschen unterschiedlich individuell gestaltet werden, kann selbst die harmloseste Aktion unsererseits zu verletzten Gefühlen führen. Einmal eine Sekunde zu spät auf einen Gruß reagiert? Schon mag sich die andere Person als unhöflich behandelt betrachten.
Selbst wenn man sich noch so bemüht, man wird kein Leben führen können, ohne jemandes Gefühle zu verletzen. Die Frage ist nun, ob das überhaupt ein Ziel sein sollte? Da es unvermeidlich ist, sollte die Frage vielleicht besser sich auf die Quantität konzentrieren Wie viel Gefühlsverletzung ist OK? Genauso wie das Wetter langsam die Umwelt schleift, gibt es auch dort extreme Ereignisse. Ein Hurrikan, eine Dürre, ein Erdbeben, das die Umwelt massiv beeinflusst. Ähnliches könnte unser eigenes Ziel für Gefühle sein. Kleine Gefühlsverletzungen lassen sich nicht vermeiden, sie bringen aber niemanden um. Große hingegen wirken sich stärker aus und sind vermeidbar.
Diese Frage wird noch interessanter, wenn wir erkennen, dass wir auch Maschinen Gefühle zugestehen werden müssen. In meinem Buch Wenn Affen von Affen lernen erläutere ich, warum Maschinen Emotionen haben sollten. Damit wir Menschen mit ihnen besser interagieren können. Aber schaffen wir damit nicht noch mehr potenzielle Subjekte, deren Gefühle wir verletzten können?
Und etwas scheint diese Frage mit einer anderen gemein zu haben, die mir im Rahmen meiner Recherche zu künstlicher Intelligenz unterkam. “Kann unser Gehirn jemals nicht denken?” Unser Gehirn ist nämlich, egal ob in wachen oder schlafenden Momenten, immer eingeschaltet. Gehirnaktivitäten lassen sich zu jedem Zeitpunkt messen.
Wenn wir also gesagt kriegen, wir könnten alles erreichen, hier sind zwei Dinge, die wir nicht können: einmal nicht denken, und die Gefühle anderer nicht verletzen.
Hier noch der englische Trailer von Ronin (1998):