Manchmal legt man ein Album deshalb mehrmals zur Seite, mit dem Wunsch, den Genuss zu verlängern und das Ende der Geschichte hinauszuzögern. Mit diesem Comic zu einer Episode aus dem Leben des niederländischen Malers der Moderne, Piet Mondrian, lassen uns der französische Szenarist Jean-Philippe Peyraud und der italienische Zeichner Antonio Lapone in diese eintauchen und mitfühlen.
Der als Einzelgänger dargestellte Mondrian verbringt seine geringe freie Zeit beim Tanzen, verweigert sich aber sonstigen Gefühlsregungen oder gar der Liebe. Die Farbe grün hasst er und Frauen benutzt er nur zum Tanzen und käuflichen Sex.
Bis die tanzfreudige, junge Witwe Tumult in sein Leben bringt. Aber diese Episode wahrt nur kurzzeitig, denn sie trifft über ihn hinweg eine Entscheidung über sein Gefühlsleben, das er nicht zu haben vermeinte. Und das erklärt auch die Präsenz der Blume in seinem ansonsten sehr nüchtern und aufgeräumt ausgestatteten Atelier am Montparnasse.
Die zeichnerische Umsetzung durch Lapones vertrauten Stil, den er unter anderem schon in Gentlemind und Adam Clark angewandt hat, passt zur Epoche und dem Kunststil der Hauptfigur Mondrian. Man kann sich nicht satt sehen an der Verschmelzung von Mondrians präzise angeordneten Quadraten und Rechtecken und der Dynamik, die Lapone in die Muster webt.
Das großformatige Album La Fleur dans l’atelier de Mondrian ist im Verlag Glénat erschienen und kostet €19,50.