In einem Film, der als Hommage an alte Science Fiction-Filme und B-Movies gedacht war, attackieren Außerirdische die Erde und richten unter den Menschen ein Massaker an. Der amerikanische Präsident ist sich mit seinen Beratern nicht ganz eins, wie die richtige Vorgehensweise sein soll, vor allem sollen die Umfragewerte des Präsidenten darunter nicht leiden. Die Reaktionen auf die Invasion sind somit zögerlich, unkoordiniert, und letztendlich auch für den Präsidenten und seinen Stab tödlich.
Der Film Mars Attacks! von Tim Burton aus dem Jahr 1996, mit Jack Nicholson in der Rolle des amerikanischen Präsidenten, war zwar kein Kassenerfolg, aber er parodierte den politischen Alltag der USA gekonnt. Er stellt eine Welt da, die so nicht in der Wirklichkeit vorkommen kann. Oder doch?
Man ersetze das Wort Außerirdische mit dem Wort Coronavirus, und wir haben den Salat. Und nicht nur das, die Lage ist tatsächlich noch übler, als der Film in seiner parodistischen Überzeichnung darstellen wollte.
Marsmännchen und Corona
Mit den USA haben wir ein Land, das momentan von Leuten regiert wird, die nicht nur in der Sorge um ihre Beliebtheitswerte und der eigenen Selbsterhöhung getrieben sind, sie glauben gleichzeitig auch nicht an die Wissenschaft, laufen den übelsten Verschwörungstheorien nach, und denken, sie könnten alle Probleme wegbeten. Das wäre schon schlimm genug. Wenn sie dann noch Fakten verleugnen, überheblich sind, rassistische Vorurteile haben, unwissend und nicht lernwillig sind, sich selbst aber gleichzeitig in höchsten Tönen loben, an eigene Experten einen Maulkorberlass verteilen und damit wichtige vorbeugende Handlungen unterlassen, weil es ihren Vorstellungen von ihrem Wunschdenken nicht entspricht, und sie in der Öffentlichkeit schlecht aussehen lässt, dann wird es tragisch.
Das mag so lange hingenommen werden, als die Auswirkungen dieser Inkompetenz nicht öffentlich sichtbar werden und alles eher normal weiterläuft.
Wenn dann aber eine Pandemie mit für jeden sichtbaren und unmittelbaren Konsequenzen ausbricht, und die Möglichkeit in greifbare Nähe rückt, dass die Leute an der Regierungsspitze selbst vom tödlichen Virus hingerafft werden könnten, dann ist das Karma – und ein wahnsinnig guter Stoff für einen Kassenerfolg im Kino.
Lange hat der amerikanische Präsident Donald Trump den Coronavirusausbruch als schlechten Streich der Opposition und der Presse abgetan, die ihm dadurch nur schaden wollten, indem sie damit für Panik auf den Börsen und der Weltwirtschaft sorgen. Das – wohlgemerkt – bereits nachdem China drastische Maßnahmen ergriffen hatte, um die Ausbreitung im eigenen Land einzudämmen, und nachdem die Pandemie in Europa um sich zu greifen begann.
Und dann wird bekannt, dass unter einer Delegation brasilianischer Regierungsabgeordneter bei einem Staatsempfang mit der amerikanischen Regierungsmannschaft mehrere Infizierte darunter waren, mit denen Trump unmittelbar Kontakt hatte.
Erst nach mehrtägigem Drängen und Diskussionen in der Öffentlichkeit unterzog sich Trump einem Test, der laut dem offiziellen Arzt des Weißen Haus negativ ausgefallen sei. Nach all den Lügengespinsten aus dem Weißen Haus, seit Trump dort herrscht, werden solche Meldungen aber von manchen angezweifelt.
Der Dunning-Kruger-Effekt
Die Basis von all dem ist Dummheit, dem Gegenteil von Intelligenz. Was sie genau ist, und wie sie sich auswirkt, hat schon der verstorbene Berkeley-Professor Carlo M. Cipolla erforscht. Und eine Auswirkung von Dummheit beschreibt der Dunning-Kruger-Effekt. Der beschreibt die Tatsache, dass inkompetente Menschen ihr Wissen und Können überschätzen, weil sie eben aus Mangel an Kompetenz nicht erkennen, dass es ihnen daran mangelt.
Der Dunning-Kruger-Effekt scheint allerdings nur eine bestimmte Form zu beschreiben, die weitere Charaktereigenschaften nicht berücksichtigt. Mit Donald Trump und seinem Vizepräsidenten Mike Pence kommen da eine Reihe hinzu, die den Dunning-Kruger-Effekt in ihrer schädlichen Wirksamkeit noch verstärken.
- Bereitwilligkeit zu dreisten Lügen
- Abweisung jeglicher eigener Schuld bei Fehlern und Versagen
- Erfindung von Fakten
- Ablehnung von Fakten und Wissenschaft
- Verbale Attacke auf Gegner oder unterschiedliche Meinungen
- Narzissmus
- Neigung zu Bosheit und Rachsucht
- krimineller Trieb
- Hinwegsetzen über gesetzliche, moralische und ethische Grenzen
- eigene Charakterschwächen als Motivation bei Andersdenkenden voraussetzen
- Maßlose Selbsterhöhung und Selbstüberschätzung
- Notwendigkeit, die eigenen empfundenen Stärken zu erwähnen oder von anderen erwähnen zu lassen
- Immense Faulheit
- Leseschwäche und Konzentrationsschwierigkeit
- Beratungs- und Lernresistenz
- fehlgeleiteter Glaube an eigene Auffassungsgabe
- Anrechtsdenken
- Emotionale Instabilität
- Disziplinlosigkeit
- Glaube an einen unsichtbaren, eingebildeten Freund im Himmel, bekannt als Religiosität
- Chauvinismus
- Frauenfeindlichkeit
- Selbstsucht
- Mangel an Empathie
Der Trump-Pence-Effekt
Diese (vermutlich nicht vollständige) Liste an beobachteten Charaktereigenschaften in Kombination mit dem Dunning-Kruger-Effekt bringt uns etwas, was ich den Trump-Pence-Effekt nennen möchte. Eine viel gefährlichere Form, wie sich Dummheit in einer Kombination von solchen negativen Charaktereigenschaften zum Schaden von vielen Menschen, einer ganzen Nation oder der Welt manifestieren kann.

Gleichzeitig schlägt er Breschen in die moralischen Mauern weltweit, weil viele Führer mit diktatorischen Anwandlungen nun die USA als Vorbild heranziehen und die Aufrichtigen das moralische Vorbild der USA nicht mehr heranziehen können.
Der Trump-Pence-Effekt wird solang aktiv bleiben, bis es zu einer Ablösung der diesen Ausübenden kommt. Ob sich das natürlich durch den Coronavirus selbst erübrigt, oder durch eine Abwahl im November, oder andere Maßnahmen, ist noch offen. Doch eines ist klar: der durch den Coronavirus angerichtet Schaden ist nichts im Vergleich zum vom Trump-Pence-Effekt ermöglichten Schadenspotenzial.