Der Gesellschaft ein Spiegelbild vorhalten, das ist ein immer wiederkehrendes Motiv in der Literaturgeschichte. Was mit die Göttliche Komödie von Dante im Mittelalter einen Höhepunkt erfahren hatte, setzte sich fort bis hin zu Honoré de Balzac, der mit seinen Tolldreisten Geschichten ein Sittenbild der hohen französischen Gesellschaft um 1830 zeichnete.
Die Zwillingsbrüder Paul und Gaëtan Brizzi, geboren in Italien, aufgewachsen in Paris, nur um dann 1994 nach Hollywood auszuwandern, um dort für die Disney Studio, Pixar und Sony zu arbeiten, nahmen sich nun in einem sehr leichtfüßigen Comicalbum drei der Geschichten von Balzac an. Einfärbig gehalten, führen sie die Leser:Innen in unterhaltsamer Weise und einem flotten Zeichenstil durch die Welt der 1830er Jahre und nehmen dabei gekonnt in ihren Zeichnungen die Gesellschaft, die Kirche und die Moral auf die Schaufel.
In allen drei erzählten Geschichten sind die eigentlichen Heldinnen die Frauen, die mit Witz, Charm und einer unbändigen Libido die Männerwelt an der Nase herumführen. Seien es junge Geliebte, alte Ehemänner, die keinen mehr hochkriegen und der jungen, zu jungen Gattin den Kinderwunsch verwehren, oder dem lüsternen Priester entfleuchen müssen, das ganze menschliche Wirrwarr der Liebe wird gezeigt. Man erkennt, dass sich die Welt nicht wirklich geändert hat.
Das Album ist auf französische im Verlag Futuropolis erschienen.