Trumps Rache an der TikTok-Generation

Dass der amerikanische Präsident Trump nun so rasch die Social Media App TikTok verbieten will, ist doch etwas überraschend, und dann doch wieder nicht. Seine gerade unterzeichnete Executive Order ordert TikTok innerhalb von 45 Tagen die Aktivitäten in den USA einzustellen. Es sei denn, dass Unternehmen wird an ein US-amerikanisches Unternehmen verkauft. Microsoft ist offenkundig in Verhandlung mit der Eignerfirma von TikTok, ByteDance.

Der Vorwand für die angebliche Gefährlichkeit von TikTok wird mit der Datenerhebung der App und einigen vorgeblichen anderen sicherheitsrelevanten Vergehen angegeben.

Dabei ist ein anderer Grund viel augenscheinlicher. Die Generation TikTok – Jugendliche – haben dem Twitterpräsidenten eine wie aus dem Nichts kommende Demütigung bereitet.

Bei der ersten Wahlrallye seit der COVID-Krise am 20. Juni in Tulsa, Oklahoma, die zu einem Triumph für Trump werden sollte, war er scherst gedemütigt worden. Statt der erwarteten eine Million an Teilnehmern, die Gratis-Eintrittskarten erworben hatte, waren nicht nur auf dem Außengelände die 100.000 Menschen ausgeblieben, sondern auch in der 19.000 Menschen umfassenden Veranstaltungshalle nur 6.200 Menschen erschienen.

Dabei hatte sich Trumps Wahlkampfteam vorher noch mit den Anmeldungen gebrüstet, die eine nach wie vor uneingeschränkte Popularität des Präsidenten zeigen sollte. Doch kurz nachher wurde klar, was geschehen war. Nicht nur waren viele mögliche Teilnehmer angesichts der fortdauernden Pandemie und Ansteckungsgefahr der Veranstaltung ferngeblieben, Jugendliche TikTok-Benutzer hatten sich auf der unterschätzten Plattform organisiert und zu Massenanmeldungen für die Tulsa-Rallye aufgerufen, nur um dann der Veranstaltung demonstrativ fernzubleiben.

Viele amerikanische Eltern erfuhren von ihren Teenagern erstt davon, dass auc diese sich daran beteiligt hatten, als das Gespräch durch die Nachrichten darauf kam. “Ja Mama, auch ich habe 4 Tickets bestellt. Alle meine Freunde haben das gemacht.”

Trump, der wie kein anderer Politiker Twitter einsetzt und damit einen erheblichen Teil zu seinem Sieg 2016 der Plattform verdankt, wurde von der jüngsten Generation mit TikTok ausgebootet.

@maya2960

THANK YOU for 1.1M views on my last video💕Dozens of you requested my next one be about Trump & tiktok so here ya go! #VOTE #biden2020 #fypシ #FDT

♬ original sound – maya2960

Und diese nutzen die Plattform mit Verve und Können. Keine Rede von an Politik desinteressierten Jugendlichen. Mit kritischen und witzigen Kurzvideos haben sie eine Massenbewegung geschaffen, auf die Trump und sein Wahlkampfteam nicht vorbereitet waren und nichts anfangen können. Während er Twitter beherrscht, Russland via Facebook in den Wahlkampf eingreift, war TikTok ein wenig beachtetes Jugendphänomen.

Der Schock hielt mehr als ein Monat an, in der keine weitere Rallye folgte. Dafür versucht er jetzt diese Plattform zu entsorgen, indem er sie – ganz im Stile von Autokraten – zu verbieten versucht. Und das ist eigentlich der Grund für die Anstrengungen von Trumps Regierung., die Plattform noch vor den Wahlen am 3. November zu verbieten, um die Selbstorganisation von jugendlichen Wählern möglichst zu sabotieren.

Es wird ihm aberr nicht gelingen. Sollte Microsoft TikTok übernehmen, dann wird es zu keinem Verbot kommen, denn das offizielle Argument der TikTok-Sicherheitsgefährdung fiele dann wie ein Kartenhaus zusammen.

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